Der Boom bei Austro-Aktien bescherte Anlegern an der Wiener Börse zuletzt wieder einmal satte Gewinne. Der ATX eilt von einem Alltime-High zum nächsten, was den höchsten Stand seit Start des Index vor 13 Jahren bedeutet. Der ATX Prime, der alle Werte des Prime Segmentes der Wiener Börse zusammenfasst, erzielte im abgelaufenen Jahr eine Performance von 33,3 Prozent. Damit konnte man auf Euro-Basis sogar die amerikanische Technologie-Börse NASDAQ schlagen.
3 Banken Österreich Fonds ganz vorne
Am Meisten von dieser Entwicklung profitiert hat letztes Jahr der 3 Banken Österreich Fonds mit 44,5 Prozent Performanceplus. Der Ende Oktober 2002 aufgelegt Fonds schlug damit Konkurrenten wie Manfred Zourek vom ESPA Stock Vienna (+42,3 Prozent) oder Friedrich Erhart vom Capital Invest Austria Stock (+35,9 Prozent). Noch vor dem ATX Prime lag im letzten Jahr auch der Meinl Equity Invest, der aktuell aber nur ein Volumen von 0,62 Millionen Euro vorweisen kann (siehe Chart).
Wögerbauer: Aktien Gewichte führten zu Outperformance
Zu den Gründen der Outperformance befragt, meint Fondsmanager und 3 Banken Generali Invest Geschäftsführer Alois Wögerbauer: „Wir sind ein Fonds mit sehr aktiven Gewichten, der in österreichische Aktien investiert, den ATX aber nicht als Vorgabe nimmt und wenig Benchmarknähe aufweist. Wir erlauben es uns deshalb z.B. große ATX-Titel gar nicht zu halten“. Diese aktiven Gewichte seien es auch gewesen, die zu dieser Outperformance geführt haben. Die Performanceakzeleration seit Oktober führt er auf mehrere kleine Gründe zurück: „Die Summe aus guten Entscheidungen bei Flughafen Wien, Andritz, Mayr Melnhof oder BA/CA waren dafür verantwortlich“, anaylsiert Wögerbauer. Aktuell habe er VA Tech als größtes aktives Übergewicht, die Erste Bank Aktie als größtes Untergewicht: „Die Erste Bank ist ein Top-Unternehmen, das aber bereits mehr als angemessen bewertet ist“, so Wögerbauer.
Zourek profitierte von Brauereien und ERSTE Bank
Auf Platz Zwei folgt dann Manfred Zourek mit sein ESPA Stock Vienna, welcher bis Mitte November noch vor dem 3 Banken Fonds lag, sich dann aber doch geschlagen geben musste. Ein großer Teil der Performance sei von den Brauerei-Werten gekommen, berichtet Fondsmanager Manfred Zourek. Aber auch die gute Entwicklung der Bankwerte, besonders der Erste Bank, habe sich positiv ausgewirkt.
Erhart bleibt Marathon-Sieger
Danach folgt der Marathonsieger unter den Österreich-Fondsmanagern, Friedrich Erhart. Mit seinem Capital Invest Austria Stock schlug er den ATX Prime nun schon bereits zum 14. Mal in Folge. In den letzten 10 Jahren erzielte er 7,9 Prozent an Ertrag . Zum Vergleich: Der ATX Prime kam auf 4,3 Prozent und der ESPA Vienna Stock auf 3,3 Prozent. 2003 konnte Erhart die Benchmark zwar schlagen, seine schärfsten Konkurrenten zogen aber an ihm vorbei: „Zusätzlich zum eher benchmarknahen Investmentansatz, macht es das Fondsvolumen von mittlerweile über 180 Millionen Euro schon schwerer, Ideen umzusetzen“, gesteht Erhart. Im letzten Jahr sei er darüber hinaus bei der Brauereiwette nicht so aggressiv gewesen wie so einige Konkurrenten. Die Positionen Andritz und Voest Alpine performten aber dagegen gut. Weniger zufrieden stellend das Untergewicht bei Erste Bank und das Übergewicht bei der Telekom Austria. „Diese Faktoren sollten aber dieses Jahr drehen, weshalb genau diese Titel wieder einen positiven Performancebeitrag liefern sollten“, prognostiziert Erhart.
Vorsichtige Prognosen für 2004
Für 2004 geben sich alle Fondsmanager vorsichtig: „Man wird zwar die anderen Indizes nicht mehr so deutlich abhängen können, in einem guten internationalen Umfeld sollten aber zweistellige Zuwächse möglich sein“, erwartet Manfred Zourek von der ERSTE Sparinvest.
Friedrich Erhart ist dieses Jahr für die Wiener Börse dagegen nur verhalten optimistisch: „Ich bin derzeit eher skeptisch, habe mich hier aber schon letztes Jahr getäuscht“, so der Fondsmanager. Eine Konsolidierung der Kurse würde dem Markt sogar gut tun, meint er, weshalb er den ATX noch im ersten Quartal bei 1600 Punkten sieht, was etwa fünf Prozent an Verlustpotential bedeutet. Längerfristig würden aber Themen wie Osterweiterung, Zukunftsvorsorge und die bessere Stimmung für die Wiener Börse sprechen. Neu dazugekommen sei als Pluspunkt letztes Wochenende die Nachricht, dass die Körperschaftssteuer von 34 auf 25 Prozent gesenkt werde. „Davon profitieren viele Unternehmen enorm“, so Erhart.
In der Mitte positioniert sich dagegen Alois Wögerbauer mit seinem Marktausblick 2004: „Durch die Zukunftsvorsorge und die Ostphantasie kommt viel Geld an die Wiener Börse. Die Performance 2003 ist aber sicher nicht wiederholbar“, prognostiziert er. Vor diesem Hintergrund erscheint ihm eine zweistellige Gesamtmarktperformance, Hausnummer 12 Prozent, realistisch.
Datenquelle: Lipper, OeKB / Performancedaten per 30.12.2003