Gleich vorweg: Österreich-Aktienfonds sind im Schnitt nicht teurer als ihre internationalen Pendants. Der volumensgewichtete Durchschnitt aller neun Österreich-Aktienfonds (wobei nur sieben Gesellschaften Daten über ihre Total Expense bzw. Portfolio Turnover Ratio veröffentlichen, Anm. d. Red.) liegt bei 1,50 Prozent p.a. Bei einer vom deutschen ifa Privates Institut für Fondsanalyse veröffentlichten Studie liegt der Schnitt der Aktienfonds (Volumen zwischen 10 und 500 Mio. Euro) bei 1,51 Prozent. Aktienfonds, die ein Fondsvolumen von weniger als zehn Mio. Euro aufweisen, kosten im Schnitt dagegen schon 2 Prozent pro Jahr. Ähnlich auch das Ergebnis bei österreichischen Anleihenfonds: Diese weisen laut einer Studie von Fitzrovia die niedrigsten Kosten in Europa auf (siehe auch "Österreichische Anleihenfonds: niedrigste Kosten in Europa" vom 13.1.2003).
Kostenaspekt zwingt zu mehr Transparenz
Zur Erläuterung: Die Total Expense Ratio (TER) beinhaltet alle Kosten, mit Ausnahme der Transaktionskosten und diesen vergleichbaren Kosten, und wird an Hand der Zahlen des letzten geprüften Rechenschaftsberichtes erstellt. Die TER als Kennzahl wurde geschaffen, um Spesen und Gebühren möglichst transparent darstellen zu können. Dies erhöht über den Umweg der Vergleichbarkeit schlussendlich den Konkurrenzkampf, wovon der Anleger widerrum profitieren sollte. Mit der Einführung von UCITS III (siehe auch „UCITS III schafft Transparenz“ vom 18.2.2004) muss die TER zusammen mit der Portfolio Turnover Ratio (PTR) im vereinfachten Prospekt veröffentlicht werden (eine Linksammlung zu den Verkaufsprospekten der österreichischen KAG´s finden Sie hier).
Wieviel kostet Qualität?
Die untersuchten Fonds (siehe Tabelle) weisen durchwegs unterschiedliche Merkmale auf: Der Fonds mit der besten Performance der letzten fünf Jahre ist dabei nicht einmal der teuerste. Der Capital Invest Austria Stock von Friedrich Erhart kostet pro Jahr 1,62 Prozent, die PTR liegt mit 92 Prozent sogar unter dem Gesamtschnitt von 151 Prozent. „Da die PTR um die Mittelzuflüsse wie auch –abflüsse bereinigt ist, liegen wir unter dem Schnitt. Weiters möchten wir darauf hinweisen, dass allein die Management-Fee bei 1,5 Prozent liegt“, erklärt die Capital Invest. Denn: „Aufgrund der Größe des Fonds machen diese Bereinigungen einen größeren Anteil aus, als bei Konkurrenzfonds“. Zur Erklärung: Liegt die PTR bei Null, bedeutet dies, dass der Fondsmanager nur im Falle von Zu- bzw. –abflüssen dementsprechend disponiert. Ein Zeichen für passives Fondsmanagement.
PTR schwankt stark
Anders stellt sich die Lage auf den ersten Blick beim - nach der 5-Jahres-Performance -zweitgereihten ESPA Stock Vienna dar. Obwohl die TER hier mit 1,58 sogar noch unter Capital Invest (1,62) und Raiffeisen (1,64) liegt, deutet der erhöhte Portfolioumschlag von 175 Prozent auf aktiveres Management hin. Das täuscht aber, denn: „Bereinigt man die PTR um mit Derivatepositionen zusammenhängende Sonderfaktoren, so liegt die PTR für den ESPA Stock Vienna bei etwa 88 Prozent“, so Fondsmanager Manfred Zourek.
Sehr aktiv wird dagegen der im Oktober 2002 aufgelegte 3 Banken Österreich Fonds gemanagt, welcher eine PTR von 318 Prozent pro Jahr aufweist: „Unser Managementstil ist sicher der aktivste aller Österreich-Aktienfonds“, schildert Fondsmanager Alois Wögerbauer. Über die hohe PTR zeigt er sich deswegen nicht überrascht: „Kaufe ich etwa eine große Position mit acht Prozent des Fondsvolumens muss ich gleichzeitig, um dafür ausreichend Liquidität zu haben, auch Positionen in diesem Ausmaß abbauen. Das allein schafft 16 Prozent PTR“, erklärt der Fondsmanager.
Transaktionskosten in TER, oder doch nicht?
Gleichzeitig geht die Diskussion, ob Transaktionskosten, deren Höhe über die PTR geschätzt werden kann, in der Berechnung der TER miteinbezogen werden soll oder nicht, weiter. Ein Konsens hat sich mittlerweile noch nicht herausgebildet. Während die Befürworter auf die dadurch noch bessere Vergleichbarkeit verweisen, mehren sich die Gegenstimmen. „Obwohl Transparenz für uns enorm wichtig ist, wollen wir die Anleger nicht verwirren. Die PTR schwankt von Jahr zu Jahr, manchmal sogar sehr stark wenn die Märkte den Fondsmanager zu oftmaligem Handeln zwingen. Und da die Transaktionskosten ohnehin in der Performanceberechnung berücksichtigt werden, ist eine Berücksichtigung dieser in der TER unserer Ansicht nach nicht notwendig“, so Axel Schwarzer, Geschäftsführer der DWS.
Bedeutung für die Fondsauswahl
Wie auch immer die Diskussion ausgehen wird, sollten Anleger diesen Aspekt nicht überbewerten: Bei der Auswahl eines Fonds sollte man sich generell vor allem mit dem Anlageziel des Fonds, dessen Ertrags- und Risikokennzahlen und der Qualität des Fondsanbieters beschäftigen.
Die von Fondsgesellschaften veröffentlichten Performancezahlen stellen jeweils das Nettoergebnis nach Abzug aller Kosten dar. Der Depotstand sowie der Gewinn und Verlust für den Anleger wird auf Basis dieser Nettoperformance berechnet. Die Spesen und Gebühren können dann als weiteres Entscheidungskriterium noch zusätzlich berücksichtigt werden. Dies sollte den Blick auf die Qualitätskriterien aber nie zu sehr ablenken.