Die Trends des Jahres 2005

Für John Trudgian von Williams Inference, einem privaten Think-Tank der u.a. Fondsgesellschaften wie Fidelity oder Morgan Stanley berät, sollten Investoren im nächsten Jahr vor allem kaufen, was China kauft und verkaufen was China verkauft. Inflation dürfte das beherrschende Thema 2005 werden. Funds | 03.09.2004 09:27 Uhr
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

John Trudgian ist bei Williams Inference Center - einem privaten Think-Tank mit Sitz in den USA-  Managing Partner für Europa, Asien und Australasien. Zu seinen Kunden - denen er mehrmals jährlich Updates zu aktuellen Trends in Wirtschaft, Politik und Kultur gibt - zählen u.a. Fondsgesellschaften wie Fidelity Investments oder Morgan Stanley. Weitere Kunden, die sich auf das Know-how von Williams Inference verlassen sind z.B. Wellington Management und State Street Global Advisers. Das Team rund um die Trendforscher sucht dabei permanent in mehr als 200 Publikationen nach Unregelmäßigkeiten jeglicher Art und versucht daraus zukünftige Trends abzuleiten. e-fundresearch verriet Trudgian exklusiv, mit welchen Entwicklungen Anleger in den nächsten Jahren rechnen müssen.

China: Abschwächung der Wirtschaft nicht in Sicht

e-fundresearch: Herr Trudgian, viel wird in letzter Zeit – nicht nur unter Anlegern - über China diskutiert. Welche Trends erkennen Sie in Hinblick auf dieses Riesenreich?

John Trudgian: Es ist offensichtlich, dass in China ein enormer Mangel an Rohstoffen jeglicher Art vorherrscht. Vor allem Kohle und Stahl sind knapp und weil auch nicht ausreichend Strom erzeugt werden kann, kaufen viele Firmen bzw. Private Diesel um Generatoren zur Stromerzeugung zu betreiben. Unsere Recherchen kommen aber – gegenüber der häufigen Meinung, dass die chinesische Wirtschaft sich mehr oder weniger stark abschwächt – nicht zu diesem Ergebnis. China wird weiterhin hohe Wachstumsraten aufweisen und die Rohstoffpreise sich dadurch nicht abschwächen. Meine Daumenregel gilt: Kaufen, was China kauft und verkaufen, was China verkauft. Anleger sollten das 2005 nicht vergessen…

Weiters erkennen wir zum ersten Mal überhaupt, dass im südlichen China ein Mangel an Arbeitskräften besteht. Durch die Anhebung der Getreidepreise durch die Regierung im letzten Jahr, stieg vor allem das Einkommen der ländlichen Bevölkerung. Die Mindestlöhne sind dadurch um rund 30 Prozent angehoben worden, was es für Firmen jetzt schwerer macht billige Arbeitskräfte zu schlechten Arbeitsbedingungen einzustellen. Besonders junge Frauen werden jetzt von deren Familien nicht mehr so häufig wie früher regelrecht an Firmen verkauft, sondern entscheiden sich immer öfter dazu zu Hause auszuhelfen oder sogar studieren zu gehen. Das führt aber auch dazu, dass die verfügbaren Einkommen der Bauern gestiegen sind und den Konsum ankurbeln. Eine weiteres Zeichen, dass sich die chinesische Konjunktur nicht abkühlen wird… 

„Inflation als beherrschendes Thema 2005“

e-fundresearch: Was bedeutet dies nun für die Weltwirtschaft?

John Trudgian: In den letzten Jahren hat China seine Deflation sozusagen über Wal Mart & Co. in die Welt exportiert. Das wird sich nun ändern und beginnend mit einer Anhebung der Löhne in China heißt das neue Exportgut ab jetzt Inflation. Zusammen mit einer weltweiten Knappheit bei Rohstoffen dürfte das beherrschende Thema 2005 bei Anlegern Inflation lauten.

„Volatilitäten gehen weltweit zurück“

e-fundresearch: Bleiben wir gleich bei den Finanzmärkten. Welche Trends stellen Sie hier derzeit noch fest?

John Trudgian: Auf der einen Seite gehen die Volatilitäten an den Börsen weltweit zurück und haben bereits Niveaus von 1996 erreicht. Auf der anderen Seite nimmt das Spekulationsverhalten der Leute zu, etwa in Form von Zertifikaten oder auch im Sportwettenbereich.

Im Unternehmensbereich herrscht ein risiko-averses Verhalten vor, Gewinnsteigerungen werden nicht durch Wachstum in neuen Bereichen sondern nur durch Kostensenkungen erreicht. Und auch die niedrigen Zinsen konnten die Firmen in den letzten Jahren nicht dazu motivieren, Geld auszuleihen und damit zu investieren. Das erinnert mich an die Lage in Japan Anfang der 90er Jahre. Weiters halten gerade US-Firmen soviel Bargeldreserven wie nie zuvor, was deren Aktienkurse natürlich weniger volatil macht.

Diese niedrigen Zinsen regen aber private Investoren wiederum an zu spekulieren. Immer mehr Investments werden zu Spielgeld, denn wer gibt sicht schon gerne mit niedrigen Renditen zufrieden? Der Boom bei Hedge Fonds passt da sehr gut hinein. Im Umfeld steigender Inflationsraten dürften aber sehr viele Anleger sehr schlecht positioniert sein um Verluste zu ertragen. 

Prognose: US-Dollar wertet ab

e-fundresearch: Kein positives Bild also. Wird dies auch Auswirkungen auf die Währungen haben?

John Trudgian: Sehen wir uns die Lage in den USA einmal an: Aufgrund des Schuldenberges kann das Land gar nicht anders, als zu wachsen um die Schulden abzubauen. Die Unternehmen wachsen derzeit aber nur mäßig. Das wird wahrscheinlich dazu führen, dass sich der US-Dollar weiter abschwächt um den inländischen Firmen einen Impuls zu bieten. Auf der anderen Seite stiehlt die USA besonders Europa damit natürlich den Aufschwung weg. 

e-fundresearch: Vielen Dank für das Gespräch!


Das gesamte Interview finden Sie als Audio im Infocenter.



Weitere Informationen finden Sie unter: www.williamsinference.com 


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